Abschlussklassen der Hauptschule in Buchenwald

Von | 11. Juli 2006

Es ist mittlerweile zu einer Tradition geworden, dass die Klassen H9 der Freiherr – vom – Stein – Schule Immenhausen im Rahmen des Geschichtsunterrichtes das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar besuchen.
So waren auch dieses Jahr wieder Schüler unserer Schule unterwegs, um aus eigener Anschauung das aufzunehmen, was sie vorher im Unterricht gehört hatten. Einen ganzen Tag lang waren sie nach Weimar unterwegs und hatten sich einen zwar kalten, aber sehr schönen Termin dazu ausgesucht. So war schon die Fahrt ein Ereignis, das bestimmt in Erinnerung bleiben wird. Mit fachkundigen Kommentaren von Herrn Kühnemund, unserem Direktor, der sich sehr eingehend mit der Historie des Konzentrationslagers beschäftigt hat, wurde die Reise begleitet.

Schon von der Autobahn konnte man Teile des Lagers sehen; am Südhang des Ettersberges ragt der Turm der Mahn- und Gedenkstätte in die Landschaft. Schon wieder so ein langweiliges Ehrenmal? Nein, denn schon als der Reisebus die erste Straße zum Lager befährt, stutzen die Schüler beim Namen „Blutstraße“.  Leichte Schauer laufen über den Rücken, als Herr Kühnemund schilderte, weshalb diese Straße so benannt wurde, nämlich nach den vielen Opfern unter den Häftlingen, die sie bauen mussten. Aber die Dramaturgie des Besuches baute den Schauder behutsam und stetig weiter auf. Vom Busparkplatz aus führte der Weg zu der Zugrampe, an der viele Häftlinge an dem Ort ankamen, wo sie ihr Leben beschließen mussten. Vor ihrem Bau mussten die Häftlinge den ganzen langen Weg vom Bahnhof der Stadt Weimar den Ettersberg hinauf zu Fuß zurücklegen! Und trotzdem wollten viele Menschen in der Stadt nichts davon gewusst haben, was auf dem Lager am Nordhang des Ettersberges vor sich ging. Manche Schüler hatten das Wetter unterschätzt und waren nur leicht bekleidet. So konnten sie sich leichter vorstellen, was die nur unzureichend ausgestatteten Häftlinge vor allem im Winter zu ertragen hatten. Erst recht schauderte es viele, als über den „Carachoweg“ der riesige Appellplatz des Lagers erreicht war und man hörte, dass der Appell am Morgen und am Abend sich oft stundenlang hinzog.

Im Eingangsgebäude zum inneren Lager mit dem „Bunker“, den Strafzellen für Einzel- und Dunkelhaft, schilderte Herr Kühnemund sehr eindringlich, was sich hier an grauenhaften Szenen abgespielt hatte. Aber der Gipfel des Grauens war erst mit dem Besuch des Krematoriums mit seinen furchtbaren Nebenräumen (Raum für „medizinische“ Versuche, Genickschussanlage und Galgenraum) erreicht; hier nahmen einige Schüler das Angebot an, die Gebäude zu verlassen, weil sie es nicht ertragen konnten, mit Dingen konfrontiert zu werden, die sich kranke Gehirne ausgedacht hatten. Furchtbares konnte man sehen, und selbst Hartgesottene wurden still. Als sie dann  hörten, dass die Familien der Bewacher recht komfortabel im äußeren Bereich des Lagers wohnten und teilweise die Tätigkeit im Lager beobachten durften, kam Entsetzen und Unverständnis auf. Vernichtung durch Arbeit war die Devise, nach der in Buchenwald und seinen insgesamt 136
Außenkommandos politische Gegner, Kriminelle, Juden, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und Menschen aus anderen Ländern rücksichtslos in der Rüstungsindustrie ausgebeutet wurden. Wer nicht mehr arbeitsfähig war, wurde in die Vernichtungslager „verschoben“.