Von der Volksschule zur Gesamtschule
Im Zuge der Landschulreform gründeten die Stadt Immenhausen und die Gemeinden Hohenkirchen, Holzhausen und Mariendorf im Jahr 1965 einen gemeinsamen Schulverband. Es wurde vereinbart, dass neben den Schülern aus Immenhausen künftig alle Schüler aus Mariendorf sowie die Schüler der Klassen 5 bis 9 aus Hohenkirchen und Holzhausen in einer neu zu errichtenden Mittelpunktschule in Immenhausen unterrichtet werden. Gleichzeitig beantragte der neue Schulverband die Einrichtung eines Realschulzweiges.
Dies war der Beginn einer wesentlichen Erweiterung des schulischen Angebotes für Immenhausen und Umgebung, das einherging mit erheblichen baulichen Maßnahmen.
Im Juli 1966 erfolgte die Grundsteinlegung für die neue Mittelpunktschule am Kampweg. Ende des Schuljahres 1965/66 wurden die Schüler aus Immenhausen, Holzhausen und Mariendorf nach dem Absolvieren des ersten 9. Schuljahres aus der Volksschule entlassen. Zu Beginn des Kurzschuljahres 1966 besuchten 42 Schüler die erste Realschulklasse in Immenhausen. Mit dem Schuljahresbeginn 1967/68 wurde die neue Mittelpunktschule im Kampweg bezogen. Für ca. 3.000.000,00 DM war der erste Bauabschnitt fertig gestellt.
Zur gleichen Zeit waren auch die Schüler der Klassen 5 bis 9 aus Hohenkirchen in die Mittelpunktschule Immenhausen übernommen worden. Zu diesem Zeitpunkt besuchten 544 Schüler in der Schule Immenhausen.
Der neue Name: „Mittelpunktschule Freiherr-vom-Stein“
Zu Beginn des Schuljahres 1968/69 wurde eine freiwillige Förderstufe eingeführt. Die Schülerzahl stieg auf 609. Die Erweiterung dieses attraktiven schulischen Angebotes führte dazu, dass auch Schüler aus Veckerhagen die Immenhäuser Schule besuchten. Infolge der Einführung der Förderstufe wurden die ersten Studienräte von der Albert-Schweitzer-Schule in Hofgeismar an die A-Kurse der Förderstufe stundenweise abgeordnet.
Mitwirkung vom 01.01.1970ging auf Beschluss des Hessischen Landtages die Schulträgerschaft vom Schulverband Immenhausen auf den Kreis Hofgeismar über. Nach dem Willen der
Kreisgremien sollten einzelne Mittelpunktschulen im damaligen Kreis zu Gesamtschulen erweitert werden. Dies war aber nur möglich, wenn gleichzeitig die Einzugsbereiche der Gesamtschulen erheblich vergrößert würden. Für die Freiherr-vom-Stein-Schule bedeutete dies, dass die Beschulung der Schüler aus weiteren Gemeinden erforderlich war.
Schließlich wurde am 05.12.1969 vom Kreistag beschlossen, dass im Kreis fünf Gesamtschulen und zwar in Karlshafen, Bodenfelde/Lippoldsberg, Hofgeismar, Grebenstein und Immenhausen entstehen sollten. Das bedeutete für die Freiherr-vom-Stein-Schule Immenhausen, dass zu Beginn des Schuljahres 1970/71 die Kinder aus Immenhausen, Mariendorf, Holzhausen, Hohenkirchen und Udenhausen in Immenhausen beschult wurden. Von einem Teil der Eltern aus Udenhausen wurde dies begrüßt, der andere Teil der Eltern wollte, dass die Kinder weiterhin in Grebenstein zur Schule gingen. Durch Streikmaßnahmen wollten diese Eltern eine Änderung herbeiführen.
Der erste Gesamtschuljahrgang…
Nachdem der Kreistag des Kreises Hofgeismar den Beschluß vom in einer weiteren Sitzung bestätigt hatte, konnte der Unterricht in Immenhausen am ordnungsgemäß aufgenommen werden. Zu Beginn des ersten Gesamtschuljahrganges war die Schülerzahl auf 876 gestiegen. Daher war es wichtig, dass der dreigeschossige Klassentrakt und die „kleine“ Turnhalle in Betrieb genommen werden konnten.
Neben dieser positiven Entwicklung hatte die Ablehnung der geforderten obligatorischen Förderstufe durch den Hessischen Kultusminister die Entwicklung zur angestrebten Gesamtschule verzögert. Schulträger, Eltern und Kollegium ließen in ihren Bemühungen, die Freiherr-vom-Stein-Schule zu einer Gesamtschule weiter zu entwickeln, nicht nach. Da gleiche Ziele auch für die Schulen in Grebenstein und Hofgeismar verfolgt wurden, ordnete der Regierungspräsident die Bildung einer gemeinsamen Planungsgruppe für diese drei künftigen Gesamtschulen an. Aus dem Immenhäuser Kollegium gehörten Schulleiter Werner Wiegend, Förderstufenleiter Friedrich-Karl Baas und ich dieser Planungsgruppe an. Deren Aufgabe war es, Informationsunterlagen über Bildungsinhalte, Struktur- und Organisationsfragen zu erarbeiten, damit nach der mehrfach beantragten Genehmigung die Arbeit in den Gesamtschulen unverzüglich aufgenommen werden konnte.
Die verbindliche Förderstufe…
Nachdem 1972 die Kreise Hofgeismar, Wolfhagen und Kassel zu einem Großkreis zusammengeschlossen worden waren, forderte der Kreis für alle Schulen die obligatorische Förderstufe. Mit ihr konnte dann zum 1. April 1972an der Freiherr-vom-Stein-Schule begonnen werden. Durch den Kreiszusammenschluss entfiel auch der Widerstand aus dem ehemaligen Kreis Kassel gegen die Beschulung der Kinder aus Mönchehof in Immenhausen. Durch die Aufnahme dieser Schüler war die gewünschte Sechszügigkeit erreicht worden. Nach der Einführung der obligatorischen Förderstufe zu Beginn des Schuljahres 1972/73 bemühten sich alle Beteiligten – Kreis, Schule und Elternschaft – um eine möglichst baldige Umwandlung der Schule in eine Gesamtschule. Nach mehrfachen Forderrungen des Kreisausschusses, der Gesamtkonferenz und vielen deutlichen Eingaben des Elternbeirates (hier hat sich besonders der damalige Schulelternbeiratsvorsitzende Otto Rüdiger engagiert) wurde zum 01.08.1974 die Freiherr-vom-Stein-Schule in eine Gesamtschule im Aufbau nach § 8 Hess. Schulgesetz, also eine additive Gesamtschule, umgewandelt. Es war für viele nicht die gewünschte integrierte Gesamtschule, aber dennoch konnte die Mehrheit mit dieser Entscheidung leben. Mit dem Beginn der Gesamtschule war die Verselbständigung der Grundschule, die heutige Lilli-Jahn-Schule, verbunden.
Aller Anfang ist schwer…
Durch die Entwicklung des Schulwesens zur Gesamtschule hin mußte aber nicht nur viel pädagogisches und organisatorisches Neuland bewältigt werden, auch der Landkreis als Schulträger war aufgefordert, die räumlichen Voraussetzungen zu schaffen. Der Raumbedarf mußte ermittelt und vom Regierungspräsidenten in Kassel genehmigt werden. Vor allem
aber mußte die Finanzierung sichergestellt werden. Dies war ohne Mittelzuweisung des Landes Hessen nicht möglich.
So gab es viele Verzögerungen, weil über 10 Gesamtschulen neu bzw. ausgebaut werden mussten. Erhebliche räumliche Engpässe waren die Folge. Zwar war die „große“ Turnhalle vor der Bildung des Großkreises gebaut worden; der zunächst vorgesehene Neubau einer Grund-schule war wegen fehlenden Geldes nicht möglich. Dies hatte zur Folge, dass Grundschulklassen in die alte Schule in Udenhausen ausgelagert werden mussten. Trotzdem fehlten in der Freiherr-vom-Stein-Schule mehrere Klassen- und Fachräume. Deshalb gab es bei steigender Schülerzahl Wanderklassen und sogar Schichtunterricht an Nachmittagen.
Erst im Jahre 1977 konnte die dringend notwendige Erweiterung durch einen Neubau auf dem Schulhof verwirklicht werden. Da aber die Schülerzahl allein in der Gesamtschule bis zu ihrem endgültigen Ausbau zum Schuljahresbeginn 1980/81 auf 1025 gestiegen war, gab es immer noch einige Wanderklassen. Dieser Mißstand behob sich erst, als Mitte der 80er-Jahre die Schülerzahl erheblich zurückging. Der Rückgang war nicht nur die Folge von weniger Geburten (Pillenknick), sondern auch mit dem Wechsel der Schüler von Udenhausen
nach Grebenstein verbunden; einer Maßnahme, mit der die Grebensteiner Kommunalpolitiker nach jahrelangem Drängen letztlich Erfolg hatten. Nach den ersten Anfängen der Freiherr-vom-Stein-Gesamtschule im Jahre 1974 bis zum 25. Jubiläum im Jahr 1999 gab es viele pädagogische Fortschritte, aber auch einzelne Rückschläge. Insgesamt kann sich die hervorragende Arbeit an der Immenhäuser Gesamtschule jedoch sehen lassen.
Sanierung und Erweiterung
Die nächste bauliche Erweiterung an der Freiherr-vom-Stein-Schule wird 1999 durch die Aufstockung der Werkräume erfolgen. Dadurch werden zwei Fachräume für den Musikunterricht errichtet, die durch den Einbau von beweglichen Wänden in eine Aula umgewandelt werden können.
Eine lange geplante Bibliothek wurde schließlich neu auf dem vorderen Schulgelände errichtet. Sie wurde ebenso wie die komplette Schulsanierung und der Anbau an das Lehrerzimmer im Rahmen des Konjunkturpaketes 2009 abgeschlossen. 2010 wurde außerdem der Schulhof teilweise neu gestaltet. Alle Fachräume und eine Mensa wurden saniert und neu ausgestattet. Durch den Förderverein konnte in Spielplatz vor dem Förderstufengebäude und auf dem Schulhof zum Kampteil ein durch Gitter geschütztes Ballsportfeld gebaut werden. Offen bleibt der Wunsch nach einem Versammlungsort für alle Schüler, nach einer Pausenhalle die bei Wind und Wetter Schutz bietet.
(Bearbeitet und ergänzt nach einem Beitrag von Christian Stiegel von Marcus Leitschuh)
Eine Übersicht der Entwicklung gibt es hier zum Download als PDF: Schulchronik