Trainingsraumkonzept

Im Trainingsraum erhalten Schüler/innen pädagogisch sinnvolle Unterstützungen, denn:

„Jeder hat das Recht auf ungestörten Unterricht“ – so die Kernaussage, die hinter der Trainingsraummethode steht.

Was vor vielen Jahren zunächst durch Ed Ford in Amerika erarbeitet und praktiziert wurde, findet sich in Deutschland an immer mehr Schulen als festes Modul in der Schulprogrammarbeit wieder. Hierbei sollen die Schülerinnen und Schüler im Erwerb des eigenverantwortlichen Handelns unterstützt und somit in der Entwicklung ihrer sozialen Kompetenz gestärkt werden. Eine veränderte Ausgangssituation bei den SchülerInnen, stets steigende Anforderungen an Schule und damit einhergehend auch eine ständig wachsende Lehrerbelastung führen zu einem Umdenken im Durchlaufen des schulischen Alltags.
Der Grundgedanke des Trainingsraumkonzepts lässt sich in den drei übergeordneten Regeln festmachen:

(1) Jeder Schüler hat das Recht ungestört zu lernen.
(2) Jeder Lehrer hat das Recht ungestört zu unterrichten.
(3) Jeder muss stets die Rechte der anderen respektieren.

Seit Januar 2009 steht der Trainingsraum an unserer Schule allen Klassen zur Verfügung.

Warum gibt es den Trainingsraum?

In vielen Klassen leidet der Unterricht darunter, dass es Schüler/innen gibt, die stören. Unter diesen Störattacken leiden dann alle Beteiligten, auch die  Störenden selbst, wenngleich sie dies meistens nicht unmittelbar einsehen wollen.

Es stellt sich angesichts dieser weit verbreiteten Symptomatik die Frage: Wie kann es eine Lehrerin bzw. ein Lehrer schaffen, die Klasse zu unterrichten und die Störaktionen einzelner Schüler/innen einzugrenzen, wenn diese auch nach Ermahnungen nicht einlenken wollen?

Eine Antwort hierauf gibt das Trainingsraumprogramm

Der Ursprung des Trainingsraumprogramms liegt in Phoenix, Arizona. Dort wurde es zuerst 1994 von dem Sozialarbeiter Edward E. Ford auf der  Basis der Wahrnehmungskontrolltheorie von William T. Powers eingeführt. Mittlerweile erfreut es sich wachsender Beliebtheit in Amerika, Australien und seit 1996 auch in Deutschland. Die Anwendung des Programms führt für alle Beteiligten (Schüler, Lehrer und Schulleitung) dazu, dass sie neue Möglichkeiten und Freiräume gewinnen. Dieses win/win Verhältnis begründet die hohe Akzeptanz des Programms in der Schulpraxis. Die lernbereiten  Schüler/innen können ungestörter lernen, die Lehrer/innen können ungestörter und gelassener unterrichten und die häufig störenden Schüler/innen erhalten pädagogisch sinnvolle Unterstützungen.

Die Ziele des Trainingsraumprogramms

  1. Das erste und wesentlichste Ziel des Programms besteht darin, die lernbereiten Schüler/innen zu schützen und ihnen entspannten, ungestörten und qualitativ guten Unterricht anzubieten.
  2. Das zweite Ziel des Programms besteht darin, häufig störenden Schüler/innen Hilfen anzubieten, die darauf ausgerichtet sind, dass sie ihr Sozialverhalten verbessern und die notwendigen sozialen  Schlüsselqualifikationen erwerben.

Ideen und Durchführung des Trainingsraumprogramms

Das Programm  verwendet die Maxime des gegenseitigen Respekts und der  pädagogischen Idee der maximalen Entfaltung der persönlichen Fähigkeiten.

Bezieht man diese Maxime auf die konkrete Situation in der Klasse, so lassen sich die folgenden Regeln ableiten:

1.) Jede Schülerin und jeder Schüler hat das Recht ungestört zu lernen.

2.) Jede Lehrerin und jeder Lehrer hat das Recht ungestört zu unterrichten.

3.) Jede/r muss stets die Rechte der anderen respektieren.

Bei der Einführung des Programms werden diese drei Regeln in jeder Klasse im Rahmen einer Klassendiskussion vorgestellt. Über diese Regeln kann nicht abgestimmt werden, da es keine Alternative zum  respektvollen Umgang gibt. Es ist die Pflicht der Schule Toleranz, Einsicht, Respekt, Empathie, Hilfsbereitschaft und Verantwortungsbereitschaft für die Gruppe zu fördern.

Unterrichtsstörungen

In Schulklassen aller Schulzweige kommt es zu Unterrichtsstörungen durch einzelne Schüler. Der Unterricht verliert dadurch an Schwung, Tiefe und Qualität. Es kommt zu einem ’stop and go’-Unterrichtsgeschehen, wo ein Unterrichtsfluss nötig wäre. Davon betroffen sind alle, vor allem aber die Mehrheit der lernbereiten Schüler.

Es  entstehen Probleme in den Bereichen:

  • Motivation (Lernbereitschaft)
  • Konzentration (Lernfähigkeit)
  • Emotionen (Wut, Ärger, Enttäuschung, Langeweile)
  • Einstellungen zur Gemeinschaft (soziale Beziehungen leiden)
  • Leistungen (Lernergebnisse)
  • Selbstwertgefühl
  • Frustrationstoleranz
  • emotionale Reife – Persönlichkeitsentwicklung

Das Dilemma des Lehrers

Er kann nicht gleichzeitig die lernbereiten Schüler unterrichten und

  • zunehmend lautere Störungen ignorieren,
  • zunehmend drastischer reglementieren,
  • mit den häufig störenden Schülern immer wieder  über die Unterrichtsstörungen verhandeln

Das Trainingsraum-Programm eröffnet in dieser schwierigen Lage pädagogisch sinnvolle und funktionierende Alternativen für das Kollegium.

Die  Regeln des Trainingsraum-Programms:

  • Jeder Schüler hat das Recht ungestört zu lernen.
  • Jeder Lehrer hat das Recht ungestört zu unterrichten.
  • Jeder muss die Rechte der anderen respektieren.

Einhaltung der Regeln im Unterricht

Wer bei einer deutlichen Störung des Unterrichtsflusses nach einer ausdrücklichen Ermahnung nicht einlenkt, muss in den Trainingsraum gehen. In der Klasse kann dann weiter gearbeitet werden. Der Schüler überlegt sich im Trainingsraum, wie er es demnächst im Rahmen der Klassenregeln schaffen kann, das Problem zu vermeiden oder zu lösen. Eine speziell dafür geschulte Lehrkraft unterstützt den Schüler bei seiner Lösungsfindung. Es wird ein Rückkehrplan erstellt und eine Vereinbarung getroffen.

Wenn ein Schüler in der Klasse den  Unterricht stört, wird er respektvoll ermahnt und gefragt, ob er sich lieber an die Regeln halten möchte, oder ob er in den Trainingsraum gehen möchte. Der Schüler kann sich nun entscheiden, sofort in den Trainingsraum zu gehen. Bleibt er im Klassenverband und stört ein zweites Mal, muss er den Trainingsraum besuchen. Bevor er in die Klasse zurückkehren kann, wird vom Schüler ein Rückkehrplan erstellen, in dem er darlegt, wie er es das nächste Mal schaffen will, seine Ziele zu erreichen, ohne die anderen in der  Klasse zu stören. Dies setzt voraus, dass der Schüler sich Gedanken darüber macht, was er selbst möchte, was die anderen in der Klasse möchten und wie er seinen Beitrag für die Gemeinschaft leisten kann. Der  Rückkehrplan liegt anschließend schriftlich vor und kann immer wieder mit dem tatsächlichen Verhalten und nachfolgenden Plänen verglichen werden. Jeder Plan wird mit dem vorhergehenden Plan verglichen und sollte sich Schritt für  Schritt qualitativ verbessern. Mit einem im Trainingsraum besprochenen Rückkehrplan geht der Schüler am Ende der Unterrichtsstunde zurück in den Unterricht des Lehrers, der ihn geschickt hatte. Der Lehrer bespricht mit dem Schüler den Plan und es wird eine Vereinbarung auf der Grundlage des Geschriebenen getroffen.

Stört ein Schüler trotz Besuch des Trainingsraumes am selben Tag weiterhin, sodass er den Trainingsraum ein zweites Mal besuchen müsste, wird er für den Rest des Tages vom Unterricht ausgeschlossen. Er kann am darauffolgenden Tag erst am Unterricht teilnehmen, nachdem ein gemeinsames Gespräch mit seinen Eltern, der Schulleiterin und einer Trainingsraum-Lehrkraft stattgefunden hat.

Da es nicht in der Macht der Lehrer/innen liegt zu bestimmen, ob ein verhaltensschwieriger Schüler diese Hilfen auch annehmen möchte,  kann ein Erfolg in diesem Bereich nicht in jedem Einzelfall erwartet und garantiert werden. Die Schule kann aber mit dem Trainingsraum-Programm den lernbereiten Schüler/innen einen entspannteren und weniger oft und stark  gestörten Unterricht garantieren.

Im Wesentlichen entnommen aus: http://trainingsraum.de/index.html

 

Hier das Beispiel einer anderen Schule. Der Film zeigt, wie der Trainingsraum konkret funktioniert.