1. Zum Konzept von Carola Reuter-Liehr
Das Förderkonzept von Carola Reuter-Liehr basiert auf lautgetreuen Wortmaterial und ist mittlerweile bereits Behandlungsansatz in weiten Teilen Deutschlands in therapeutischen Praxen und auch Schulen. Das Programm von Frau Reuter-Liehr ist ein Leitfaden für einen qualifizierten Förderunterricht im Erwerb basaler Fertigkeiten des lautgetreuen Lesens und Schreibens. Die konzeptionelle Grundlage des Lese-Rechtschreibtrainings bilden Kenntnisse über Lautanalyse und Struktur von Wörtern sowie empirische Ergebnisse über die Häufigkeit und Regelhaftigkeit von Phonem-Graphem-Verbindungen, ebenso über die Häufigkeit der Abweichungen der Regelhaftigkeit. Laute sollten über eine bewusst gesteuerte Artikulation und die Wortstruktur durch ein Training des rhythmischen Syllabieren („Silbenschreiten“) erfasst werden. Letztlich soll eine praktikable Systematik der deutschen Orthographie vermittelt werden, um die durchaus vorhandenen Gesetzmäßigkeiten der Rechtschreibung deutlich und nutzbar zu machen. Alle gravierenden Rechtschreibphänomene sind in einem festgelegten Ablauf zu trainieren, damit dem Kind die Systematik der deutschen Orthographie als Ganzes verständlich wird. Vor Beginn des Förderkurses werden die Kinder mit einem genormten Rechtschreibtest getestet.
Von den Falschschreibungen der Kinder wird eine qualitative Fehleranalyse vorgenommen. Diese Fehleranalyse unterscheidet Phonemfehler – als Verstöße gegen die lautgetreue Schreibung- von Regelfehlern – als Verstöße gegen regelhaften Abweichungen von der lautgetreuen Schreibung – von Speicherfehlern – als Verstöße gegen Abweichungen vom Regelhaften – und Restfehler. Die Auswertung der qualitativen Fehleranalyse hilft, möglichst homogene Fördergruppen zu bilden. Dies bedeutet, dass die Kinder einer Fördergruppe in der Regel ähnliche Fehlerschwerpunkte haben und somit kein Kind in der Gruppe über- oder unterfordert wird. Nach Carola Reuter-Liehr ist dies besonders wichtig, müssen Kinder doch „dort abgeholt werden, wo sie stehen, um eine Motivation und einen Lernerfolg zu erlangen“. Zum Konzept von Frau Reuter-Liehr gehört es, dass die aus den ausgewerteten Fehleranalysebogen zusammengesetzten Gruppen eine Gruppengröße von 6 Kindern NICHT überschreiten. Eine größere Gruppe wäre zum Fördern nicht produktiv. Auch das Fördermateriel ist nur für 6er Gruppen ausgelegt.
2. Der konkrete Ablauf der Lese-Rechtschreibförderung an der Freiherr-vom-Stein-Schule
1. Zu Beginn der Klasse 5 werden alle Aufbaustufenklassen sowie alle Gymnasialklassen mit dem DRT 5 getestet.
2. Alle Testbögen werden mit einer qualitativen Fehleranalyse ausgewertet.
3. Nach der Auswertung beginnt die Gruppenzusammensetzung, welche sich auf Fehlerschwerpunkte der Kinder bezieht. Die Gruppen bestehen aus höchstens 6 Kindern.
4. Je nach Streuung der Fehlerarten umfasst ein Förderkurs 30 oder 40 Doppelstunden (90 Minuten). Pro Schulwoche findet je eine Doppelstunde statt.
5. Nach Beendigung des Kurses erfolgt eine Evaluation in Form eines Abschlusstests sowie in Form eines Evaluationsbogens für Schüler, Eltern und Deutschlehrer.
3. Hinweis auf Evaluation des zweiten Durchgangs
Nach Beendigung des zweiten LRS-Förderkursdurchgangs wurde erstmals ein Abschlusstest mit den Kindern durchgeführt. Dieser war wie zu Beginn des Kurses der DRT 5. Ebenso wurden wieder Fehleranalysebögen erstellt. Dies sicherte eine Vergleichbarkeit und gab Auskunft über eine eventuelle Verbesserung der Schüler sowie über veränderte Fehlerschwerpunkte. Ab sofort wird dieser Abschlusstest nach jedem LRS-Durchgang durchgeführt. Im Ordner des Schulprofils befindet sich eine Auflistung der Abschlusstestergebnis sowie zum Vergleich die Ergebnisse des Tests zu Beginn des Kurses.
4. Ausblick auf Evaluation im nächsten Durchgang
Neben einer Evaluation in Form des DRT 5 wird im kommenden Durchgang auch mit Evaluationsbögen gearbeitet. Vor Beginn des Kurses werden die jeweiligen Deutschlehrer, die betreffenden Schüler
sowie die jeweiligen Erziehungsberechtigten einen Fragebogen zum Ausfüllen bekommen. Ebenso werden alle drei Parteien einen Evaluationsbogen nach Beendigung des Kurses bekommen.
Dies erscheint sinnvoll, um die Entwicklung des Kindes darstellen zu können. Hier kann beispielsweise gesehen werden, ob eventuelle Ängste der Kinder geschwunden sind, Fehler in Diktaten minimiert wurden, die mündliche Beteiligung im Fach Deutsch gestiegen ist und sich die Schreibmotivation erhöht hat.
5. Was passiert nach Beendigung des Kurses in der Klasse 6?
• Aufgrund der zunehmenden Belastung der Kinder, gibt es nach dem LRS-Förderkurs erst einmal Zeit zum Durchatmen.
• Bei Negativevaluation bekommen die Schüler die Möglichkeit eines erneuten Durchlaufes mit verspäteten Einstieg im aktuell laufenden Kurs
• Sollte die Anzahl der Negativevaluationen zu hoch sein, wird mit diesen Kindern einer erneuter Förderdurchlauf gestartet.
• Eine LRS-Förderkonzept ab Klasse 7 wird noch erarbeitet.
Infos unter http://www.lrs-therapie.de/