SchuleNeuDenken

Unser neues Raum- und Lernkonzept wird Schritt für Schritt Realität

 

Wir denken Schule neu! Unsere Schule und das Lernen müssen sich verändern. Diese Erkenntnis formuliert der Schulleiter Fredy Zech und die Schulgemeinde der Freiherr-vom-Stein-Schule in ihren Gremien – der Gesamtkonferenz der Lehrkräfte und Schulkonferenz (bestehend aus Vertreter*innen der Elternschaft, der Schüler*innen und Lehrer*innen), auf der Ebene des Schulelternbeirats und dem Landkreis Kassel sowie in der aktuell gültigen Schulentwicklungsvereinbarung mit dem Staatlichen Schulamt klar und deutlich. Hier finden Sie ein Info-Paket: Informationsmaterial Jg. 4 2023-24

Ein pädagogischer Tag im Juli 2021 sowie diverse Schulbesuche, auch über die Grenzen Hessens hinaus, haben den Wunsch nach Erneuerung mit Inhalten und Visionen gefüllt, die dem veränderten Lernverhalten unserer Schülerinnen und Schüler Rechnung tragen und einen bestmöglichen Nutzen aus den Lehren der Pandemie ermöglichen.

„Wenn wir als Lehrerinnen und Lehrer etwas aus der Corona-Pandemie lernen konnten, dann, dass Schule sich verändern muss. Die Schere zwischen Lernenden, die Hochleistungen erbringen können und wollen und jenen, die unsere nahezu uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Unterstützung benötigen, wird immer größer. Alle Schülerinnen und Schüler haben das Recht auf personalisiertes Lernen und eine Förderung entsprechend ihrer fachlichen, inhaltlichen, methodischen und sozialen Stärken und Schwächen. Während der Lockdown-Phasen konnten wir beobachten, dass verschiedene Medien, Lernplattformen sowie kreative Ausdrucksmöglichkeiten, die Medien erst möglich machen, vielfältige Werkzeuge sind, um das Lernen neu zu interpretieren und umzusetzen. Kompetenzen, die sich die Schülerinnen und Schüler selbstständig während des Home Schoolings oder des Wechselunterrichts angeeignet haben, dürfen im Regelbetrieb nicht wieder verloren gehen.“ (Dr. Tina Hoffmann-Deist, stellvertretender Schulleiterin)

Diese Chancen, das Lernverhalten der Kinder und Jugendlichen völlig neu zu denken, zu gestalten und zu begleiten, wollen wir nicht vorbeiziehen lassen, so Schulleiter Fredy Zech. Die Rolle der Lehrkraft steht hier grundsätzlich auf dem Prüfstand: Lehrerinnen und Lehrer werden in einer Schule, die den Kindern und Jugendlichen mehr Verantwortung für ihr Lernen und Arbeiten gibt, zu Lerncoaches, wenn sie es schaffen, die individuellen Voraussetzungen jedes Kindes zu erfassen sowie seine persönliche Entwicklung unterstützend zu begleiten. Die 15-minütigen Schülercoachings bilden das Herzstück der Lernbegleitung. Die Kinder erhalten sich Klassenlehrkräfte und Fachlehrkräfte wöchentlich nützliche Hilfen in ihrer persönlichen Lernentwicklung auf Augenhöhe. Obwohl diese größtenteils selbstständig angelegt ist, dienen die Coachings als Orientierung und individuellen Weiterentwicklung. Grundlage hierfür sind die Wochenpläne der Kinder, auf denen sie Stärken, Schwächen und Ziele formulieren sowie über ihr Arbeits- und Sozialverhalten reflektieren.

Das personalisierte Lernen wird durch individuelle Wochenpläne und differenzierte Aufgaben auf der Lernplattform Scobees untermauert. Neu in unserem Schulkonzept ist aber auch ein Graduierungssystem der Kinder, die sogenannten Stufen der Verantwortung. Hierbei geht es darum, dass die Lernenden je nach Höhe der Stufe mehr Freiheiten, jedoch damit verbunden auch eine höhere Verantwortung, für das eigene Lernen, die räumliche Nutzung und die Gemeinschaft erhalten. So dürfen sie bspw. ihren Lernort selbst wählen, Musik hören oder ihre Lernzeit unabhängig von den Fächern im Stundenplan gestalten.

Hier finden Sie zu den Stufen der Verantwortung eine Übersicht: 

Nicht zuletzt kann auch die „klassische“ Organisationsstruktur der Schule optimiert werden: Wenn Schülerinnen und Schüler selbstständig, mit für sie individualisiertem Material motiviert arbeiten, ist Vertretungsunterricht nicht mehr notwendig, Stunden müssen außerhalb der verlässlichen Schulzeit nicht ausfallen, sondern können in den Lernräumen effektiv genutzt werden. Schulleiter Fredy Zech sieht an dieser Stelle eine deutliche Verbesserung des Vertretungsunterrichtes, der mit diesem Konzept eigentlich keiner mehr ist. Die Aufsicht und fachliche Begleitung ist durch das Jahrgangsteam gesichert, weil alle Stunden parallel im Stundenplan liegen.

 

Raumkonzept: Lernbibliotheken, Lernforen, Sprachecken und Impulsräume

In den Lernbibliotheken wird still an Einzelarbeitsplätzen gearbeitet. Sowohl die Architektur, die Farbgebung als auch das Reglement sorgen für eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Es stehen Lernboxen und Kopfhörer zur Verfügung, damit die Kinder auch bei kniffeligen Aufgaben ungestört arbeiten können. In den Lernbibliotheken können sie Kinder auch Lernchecks schreiben. Sie teilen sich hierbei selbst ein, in welchen Stunden in einer festgelegten Woche sie ihren aktuellen Lernstand überprüfen lassen möchten. Die Lernchecks werden nicht benotet, sondern nur durch farbige Punkte oder Smileys bewertet, da sie als regelmäßige Rückmeldungen dienen.

Wollen sich zwei oder mehrere Schüler*innen austauschen, nutzen sie das Lernforum. Kollaboration und Kooperation stehen hier im Fokus. Hier finden sie ein reich ausgestattetes, modernes Mobiliar, Spiele sowie differenzierte Arbeitsblätter und Lernstationen vor, um gemeinsam zu arbeiten. Eine Lehrkraft steht stets für Fragen oder Hilfestellungen zur Verfügung.

In Implusräumen gibt es klassische Lehrervorträge, Präsentationen oder gemeinsame Übungen in kleinen Gruppen mit bis zu 15 Kindern. Die Inhalte richten sich stets nach dem Bedarf der Lernenden und sind abgestimmt auf die schulinternen Fachcurricula der Zweige (Aufbaustufe und Gymnasialzweig). In der medialen Ausstattung hilft eine digitale Tafel beim Präsentieren und Verteilen von Inhalten. Diese diesen besonders der Einführung neuer Inhalte, der Vertiefung und dem zielgerichteten Wiederholen vor Klassenarbeiten. Hier besteht auch die Möglichkeit individuelle Fragen zu klären. Die Kinder besuchen in jedem Hauptfach mindestens einmal wöchentlich einen Impuls.

Um unseren Schüler*innen in den Fremdsprachen Englisch ab Jahrgang 5 und Französisch ab Jahrgang 7 noch mehr Möglichkeiten zu eröffnen, um in der Zielsprache zu kommunizieren, bieten FachkollegInnen in mehreren Wochenstunden parallel zum Fachunterricht Sprachecken an. Die sogenannten English corner und Conversations bieten Kleingruppen (maximal 6 Kinder) die Möglichkeit 15 Minuten pro Woche in der Zielsprache zu sprechen. Hierbei stehen das spielerische Erarbeiten und Wiederholen der erlernten Inhalte, sowie das monologische und dialogische Sprechen im Vordergrund. Bspw. entdecken die Kinder die Essensvokabeln bei einem Memory oder Tabu-Spiel, nehmen kleine Videos und Audios auf oder erarbeiten Rollenspiele.

Neben den genannten Räumen, besteht auch die Möglichkeit in den Flurbereichen, der Spieliothek, der Bücherei oder bei schönem Wetter auf dem Schulhof zu lernen.

Mittelfristig sind bauliche Veränderungen im Rahmen eines Neu-oder Anbaus, in den auch das seit längerem mit EU-Fördergeldern abgesicherte Bauprojekt integriert wird. Bestehen bleiben im neuen Raumkonzept selbstverständlich die Fachräume für die Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik, die ästhetischen Fächer Musik und Kunst sowie für Sport und Arbeitslehre. 

Pädagogisches Konzept: iPads und Scobees als digitale Hilfsmittel

Kollaboration, kritisches Denken, Kreativität und zielgerichtete Kommunikation – das sind die 4K-Fähigkeiten für heute, morgen und übermorgen. Kollaboratives Lernen meint die Arbeit und den Austausch in einem Team, zu dessen Zielen jede*r seine Stärken beitragen kann.

Hier finden Sie weiter Infos zu Scobees: https://scobees.com/

 

Die Lernbibliotheken mit einem Stillarbeitsplatz bieten den Rahmen zum selbstständigen Lernen, das durch die Lernplattform Scobees unterstützt und durch Lehrerkräfte begleitet wird. Dr. Tina Hoffmann-Deist: „Das iPad und digitale Tools sind dabei unsere Hilfs-, keine Allheilmittel.“ Die Lern- und Kommuniktionsplattform Scobees leitet als digitales Tool durch den Schulalltag. Die Inhalte der Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch/Latein werden von den Fachlehrer*innen des Jahrgangs auf verschiedenen Niveaus aufbereitet und in schülerorientierten Modulen eingestellt. Fachliche Orientierungspunkte sind und bleiben das hessische Kerncurriculum sowie die schulinternen Fachcurricula des jeweiligen Zweigs. Scobees stellt allerdings nicht allein Aufgaben und Material zur Verfügung, sondern ermöglicht den Schüler*innen zudem eigene Wochenplanung mit To Do-Listen, klar formulierten Zielen und eine kontinuierliche Kommunikation mit den Fachlehrer*innen in Feedback-Prozessen.

Ein intelligentes Diagnoseinstrument (Westermann- Online Diagnose) ermöglicht ab Beginn des 2. Halbjahrs im Jahrgang 5 einen klaren Überblick über Stärken und Schwächen jedes Kindes in Mathematik, Deutsch und Englisch. Dank einer Schulträgerlizenz können wir zudem zeitnah allen Schüler*innen die Selbstlern-App kapiert.de zur Verfügung stellen.

Wir arbeiten seit dem Schuljahr 2023/24 in den Jahrgängen 5 bis 7 im neuen System SchuleNeuDenken. Die Kinder müssen zu Beginn des Jahrgangs 5 noch nicht zwingend Kenntnisse im Umgang mit dem iPad vorweisen können, sie werden im ersten Halbjahr bspw. durch einen iPad-Führerschein, die Verwendung digitaler Lehrwerke und Scobees sowie durch Angebote zum selbstbewussten, aber kritischen Umgang mit Neuen Medien geschult.

Es ist nicht alles neu. Im neuen System SchuleNeuDenken lernen wir in den Hauptfächern. Unsere Arbeit im Bereich Digitalisierung setzen wir fort, ebenso das umfangreiche Ganztagsangebot für kreative, musische und sportliche Arbeitsgemeinschaften, Förderangebote und der Schwerpunkt als Mittelstufenschule in Kooperation mit der Herwig-Blankertz-Berufsschule Hofgeismar gehen weiter.

Warum jetzt? Warum so schnell? 

Die Heterogenität unter den Schülerinnen und Schülern hat stark zugenommen, Lernverläufe divergieren weiter auseinander als noch vor der Pandemie. Doch unabhängig von den Fähig- und Fertigkeiten, mit denen die Kinder im Jahrgang 5 an der Freiherr-vom-Stein-Schule starten, haben sie alle das Recht auf eine individuelle Begleitung und Unterstützung in ihrem Lernprozess, um einerseits eventuelle Lerndefizite auszugleichen und andererseits in allen Bereichen des Könnens optimal gefördert zu werden. Somit müssen wir jetzt handeln und grundsätzlich umdenken.

Digitale Tools ermöglichen ein höheres Maß an Individualisierung von Material sowie an Beziehungsarbeit im Lerncoaching und auch Teamarbeit unter Kolleg*innen. Dies kommt allen Schülerinnen und Schülern zugute, auch jenen, die Höchstleistungen zeigen können. Eine neue Raumstruktur ermöglicht Freiräume, personalisiertes und kollaboratives Lernen, das ziel- und produktorientiert und damit bedeutsam ist und die Schülerinnen und Schüler Selbstwirksamkeit erleben lässt. So können Lernen und Anstrengung wieder Spaß machen, denn „Begeisterung ist Dünger für das Gehirn“. 

Über 120 iPads des Landkreises stehen zur Verfügung und sind auf einem aktuellen technischen Stand, sie nur phasenweise zu nutzen, befähigt die Schülerinnen und Schüler nicht im kontinuierlichen Umgang mit diesem Medium als Arbeitsmittel. Damit erfüllt die Freiherr-vom-Stein-Schule grundlegende Qualitätskriterien des Hessischen Referenzrahmens für Schulqualität in den Bereichen „Ausgestaltung der Rahmenbedingungen“, „Schulkultur“ sowie „Lehren und Lernen“, die ebenfalls Teil der Schulentwicklungsvereinbarung mit dem Staatlichen Schulamt sind.

Schon jetzt wurde unsere Arbeit mit renommierten Preisen für Bildungseinrichtungen ausgezeichnet, z.B. mit dem 3. Platz im MediaSurfer, dem MedienKompetenzPreis Hessen oder dem Award Schule Digital.

Vernetzung ist uns wichtig

Als aktives Mitglied im Praxisnetzwerk Medienbildung der Lehrkräfteakademie Frankfurt vernetzen wir uns mit anderen Schulen, die die Digitalisierung und individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler in den Fokus rücken. Dr. Tina Hoffmann-Deist vertritt die Freiherr-vom-Stein-Schule als Vernetzungskoordinatorin.

 

Zudem machen sich aktuell zahlreiche Schulen auf einen ähnlichen Weg. Netzwerkarbeit zwischen den Schulen wird an vielen Stellen ermöglicht und aufrechterhalten. So besteht ein stetiger Kontakt zwischen der Freiherr-vom-Stein-Schule und der GAZ Gudensberg sowie der Alemannenschule Wutöschingen, unsere Ansprechpartnerinnen von Scobees sind stetig bemüht, das Netzwerk der Schulen, die die Lernplattform nutzen, auszubauen und aktiv zu gestalten. Davon profitieren wir im Aufbau von neuen Strukturen enorm und möchten auch zukünftig unseren Beitrag leisten. Uns leitet dabei ein Satz, frei nach Martin Luther King: „Machen wir jetzt den ersten Schritt. Es ist nicht notwendig, dass wir den vollständigen Pfad sehen. Machen wir einfach den ersten Schritt. Der Rest wird beim Gehen sichtbar.“

Zahlreiche Schulen lernten bereits im vergangenen Schuljahr 2022/23 von unserem Modell und nahmen an wöchentlichen Hospitationen oder am großen Scobees-Event an der Freiherr-vom-Stein-Schule teil.

Informationen zum Scobee-Event finden Sie hier: https://gesamtschule-immenhausen.de/?p=32690

Im Schuljahr 2023/24 bauen wir unsere Arbeit weiter aus: Ab September 2023 gehört die Freiherr-vom-Stein-Schule zu den LemaS-Transferschulen, die im Auftrag des Hessischen Kultusministeriums die Förderung besonders begabter und interessierter Schülerinnen und Schüler in den Fokus rücken. Johanna Fey und Dr. Tina Hoffmann-Deist vertreten die FvSS im hesssenweiten Netzwerk.

 

(Stand: 09.10.23)

Infopaket:

 

Informationsmaterial Jg. 4 2022-23 Coaching

Weitere Informationen:

 

 

 

Fredy Zech und Dr. Tina Hoffmann-Deist: Interview zu „SchuleNeuDenken“

SchuleNeuDenken: Was genau ist Scobees?

SchuleNeuDenken: Erfahrungen aus der Praxis anderer Schulen  

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