Hauptschüler treffen Landtagsabgeordneten Wolfgang Decker

Von | 19. Juni 2011

Politik zum Anfassen. Hauptschüler der Freiherr-vom-Stein-Schule Immenhausen hatten jetzt die Gelegenheit, dem Landtagsabgeordneten Wolfgang Decker auf den Zahn zu fühlen. Der in Kassel lebende Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Hessischen Landtags und Arbeitsmarkpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion war von Hauptschulzweigleiter Marcus Leitschuh eingeladen worden. „Die Schülerinnen und Schüler nehmen gerade Hessen durch und bewerteten in einer Themensammlung Arbeitsmarkt und Finanzen als die beiden wichtigsten hessischen Themen. Gleich gefolgt von Essen und Sehenswürdigkeiten.“ Grund genug, einen Fachmann für die erst genannten Themen einzuladen. Schulleiterin Brigitte Kastell freut sich über den Besuch aus Wiesbaden und das politische Interesse der Schülerinnen und Schüler.

Finanzen und Arbeitsmarkt interessieren

Mirco wollte wissen, wie der Arbeitsmarkt für Hauptschüler im nächsten Jahr aussieht. Für Wolfgang Decker gab es darauf den deutlichen Hinweis, einen guten Hauptschulabschluss zu machen und sich rechtzeitig um einen Ausbildungsplatz zu bewerben. Gleichzeitig berichtete er von der immer noch zu hohen Zahl der Schulund Ausbildungsabbrechern. Es würde auch im kommenden Jahr attraktive Ausbildungsstellen geben, dafür seien aber auch gute Abschlüsse wichtig, da mittlerweile auch Realschüler eher klassische Berufe von Hauptschülern z.B. im Handwerk anstrebten. Danach hatte auch Marcel gefragt, der die Ansicht vertrat, dass man offenbar bei immer mehr Berufen das Abitur brauche.

Sogar Länderfinanzausgleich erklärt

Im Bereich der Finanzpolitik interessiert Roman vor allen Dingen, wofür das Geld ein Hessen ausgegeben wird und staunte nicht schlecht, wie hoch die Personalkosten sind. Tony wollte wissen, ob Hessen auch an andere Bundesländer etwas zahlen muss und bekam von Wolfgang Decker den Länderfinanzausgleich erklärt, von dem er und viele seiner 14- bis 16jährigen Klassenkameradinnen und Kameraden vorher noch nie etwas gehört hatten. Neu war sicherlich auch die Antwort auf Yanniks frage, nach hessischer Entwicklungshilfe, dass sie in der Hauptsache Bundesangelegenheit sei, es aber Partnerregionen und Kontakte in viele Länder gebe, auch in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Mit der Frage, von Marcel, ob man sich beim Sparen einig sei, provozierte er bei Decker den Parteipolitiker, der sachlich unterschiedliche Sparideen vorstellt. Parteipolitisch wurde er auch bei Jasmina. Sie wollte wissen, was in Hessen gegen Arbeitslosigkeit getan würde. Da gebe es in den Parteien unterschiedliche Meinungen, was die richtigen Wege sind, machte Decker die Unterschiede transparent.

Persönliche Fragen wirken nach

Besonders die persönlichen Erfahrungen waren es, die die Schüler beeindruckten. Sie hatten einen steifen unnahbaren Mann erwartet. Der Landtagsabgeordnete schilderte seinen Weg vom Industriekaufmann zum ehrenamtlichen Kommunal- zum Berufspolitiker. Er habe mehr Interesse an Fußballspielen gehabt und deshalb den Weg zum Abitur nicht geschafft, wurde Wolfgang Decker persönlich. Das kam gut an. Ins Detail ging Vicky, die nach der Schweigepflicht für Abgeordnete frage, Jonas mit dem Interesse an den Arbeitszeiten eines Abgeordneten und sein Verdienst interessierte. Dass er als Politiker keine Krawatte an habe und „nur Golf“ fahre war auch noch am nächsten Schultag Gesprächsthema. Aber auch Kritisches, etwas die Beobachtung, dass Politiker so lange Sätze sagen würden, dass man am Ende gar nicht mehr wisse, was als Erstes gesagt wurde.

Demnächst Besuch bei Bundestagsabgeordneten im Reichstag

Die Hauptschüler hörten auch aufmerksam zu, als komplizierte Sachverhalte wie die Schuldenbremse thematisiert wurden, was ihnen den Respekt des Landtagsabgeordneten einbrachte. Zufrieden zeigte sich Klassenlehrer Marcus Leitschuh nach der einstündigen Begegnung. „Politik hat für meine Schülerinnen und Schüler ein Gesicht bekommen. Erstmals ist ihnen lebhaft klar geworden, dass der Landtag und Landespolitik nicht nur in Wiesbaden ist, sondern konkret vor Ort, mit konkreten Menschen,“ Und außerdem ist er stolz, wie sich seine Klasse verhalten hat. Kevin Friedrichs hatte als Moderator den Gast begrüßt, die Zeit bei den einzelnen Themen immer im Blick und sorge am Ende für eine Verabschiedung, bei der das glaubwürdige „Danke“ der Schüler spürbar war. „Toll, wie die bei der Sache waren“, so Decker. Oft kämen Gymnasialgruppe in den Landtag, selten Hauptschüler. Deshalb war der Besuch in Immenhausen für ihn in seiner noch nicht langen Amtszeit auch eine Premiere. Mit positivem Ergebnis: „Die Fragen waren kreativ und zeugten von Interesse und echtem Interesse an politischen Zusammenhängen. Einer achten Hauptschulklasse kann ich dafür nur Respekt zollen.“ Ein Jahr sind Jasmina, Kevin und ihre Klassenkameraden noch in der Schule. Vielleicht besuchen sie ja Wolfgang Decker einmal in Wiesbaden. Der nächste Politikerbesuch ist freilich schon verabredet. Während ihrer Berlin-Klassenfahrt treffen sie den auch für den Bundestagsabgeordneten Matthias Zimmer (CDU) im Reichstag.