Schülerinnen und Schüler der Freiherr-vom-Stein-Schule Immenhausen haben unter dem Titel „We say NO!“ ein Musikvideo zum Song „No!“ der Kölner Gruppe „Bukahara“ gedreht. Damit wollen die Klassen aus den Jahrgängen 5 und 6 ein künstlerisches Zeichen gegen den Krieg setzen. Stolz ist die Schule darauf, dass „Bukahara“ ausdrücklich den Dreh und die Nutzung des Liedes erlaubt hat.
Die Idee zum Film hatte Lehrerin Carola Dettmar. „Am 24.02.2022 hat sich die Welt verändert! Plötzlich gab es Krieg! Ein Krieg, der gar nicht weit weg ist und somit auch spürbar für die Kinder und Jugendlichen in der Schule wurde.“ Wie geht man mit diesem Thema um, ohne zu viel Angst zu erzeugen, aber trotzdem einen Redeanlass zu bieten? Für Musiklehrerin Carola Dettmar ist die Antwort eindeutig: „Klar: Mit Musik! „Aber wie schafft man es, dieser politischen Hilflosigkeit entgegenzutreten? Hier beginnt das Videoprojekt „We say NO!“
Während des Hörens von „No!“ merkte Carola Dettmar in ihrer 7. Klasse einen „richtigen Ruck in der Lerngruppe“. Die Kinder versuchten den Text zu verstehen, bewegten sich automatisch zur Musik, haben den Refrain direkt mitgesummt und waren emotional ergriffen. „Was für eine tolle Beobachtung für mich als Lehrerin, die an dieser Stelle bei den Band Bukahara ‚danke‘ sagen möchte, für einen so gelungenen musikalischen Input. Mal wieder wird deutlich, welche Kraft Musik besitzen kann. Wir haben uns im Unterricht sehr intensiv über den Aspekt gesprochen, welche Möglichkeiten des „Nein-Sagens“ wir als Schulgemeinde hätten“, so Dettmar. Gerade die Refrainpassage „We say no – for every one put there who must be afraid. We say no before it is too late“ berührte die Kinder nach Auskunft der Lehrerin.
Nun ging es schnell: die Idee entstand, dass Carola Dettmar mit Lerngruppen der Schule ein Video zu dem Lied „No!“ aufnehmen wollte. Ein Video, in dem die Kinder „Nein“ zum Krieg sagen können. Dettmar: „Gerade mit Blick auf unsere bunte Schulgemeinde, mit verschiedenen Nationalitäten, die friedlich zusammen lernen, erscheint ein klares Statement gegen den Krieg als unumgänglich.“ Die Kinder waren sofort begeistert an dem Projekt mitzuwirken und wir erhielten viel Zuspruch durch die Elternschaft und Schulleitung. Dr. Tina Hoffmann-Deist, stellvertretende Schulleiterin: „Das Projekt hat uns sofort in seinen Bann gezogen, weil die Kinder sich nicht nur inhaltlich beschäftigt haben, sondern auch künstlerische Fertigkeiten zum Tragen kommen. Im Rahmen von „SchuleNeuDenken“ wollen wir immer wieder auch erfahrbar machen, wie technische Hilfsmittel sinnvoll genutzt werden können.“
„Bukahara“ unterstützt Verwendung des Liedes
Eine Hürde stellte zunächst die urheberrechtliche Verwendung des Liedes dar. Dettmar: „Wir konnten direkt auf eine tolle Unterstützung der Band Bukahara zählen. In kürzester Zeit reagierte Nils Dietrich vom Management der Kölner Band auf E-Mails und uns wurde die volle Unterstützung zugesichert.“ So schreibt Nils Dietrich: „Wir freuen uns sehr und sind gerührt. Von unserer Seite geben wir den Song gerne für diesen Zweck frei.“ Für Carola Dettmar und die Klassen war das eine riesige Motivation: „Was für ein großartiges Signal, das uns sehr beflügelt hat.“
Parallel wurden Kostüme und Requisiten geplant und organisiert. Und dann kam nach einer Woche Planung der Drehtag. Carola Dettmar „Ein riesiger Dank und Respekt gilt an dieser Stelle den Lernenden der Klasse G5b und G6b, welche sich einen harten Videodrehtag gestellt haben. Schnell wurde deutlich, welche Anstrengungen ein solches Projekt hat. Die Kinder wurden hierbei sensibilisiert wie viel Arbeit im Filmdreh steckt, welche Konzentrationsfähigkeit man benötigt, welche technischen Voraussetzungen gestellt werden müssen, welches Engagement ein Kameramann aufbringen muss, welche rechtlichen Grundlagen geschaffen werden müssen. Kurz um: Was es bedeutet, in vier Stunden ein Video von 4 Minuten aufzunehmen.“ Einige der Schülerinnen und Schüler wirkten bei der technischen Umsetzung mit, halfen mit Sonnenreflektoren für das richtige Licht. Die Darstellerinnen und Darsteller hatten ihren Auftritt schon vorher in der Aula tagelang geprobt. Immer und immer wieder wurden einzelne Sequenzen der Choreografie mit zwei Kameras in der hochauflösender 4K-Qualität von Lehrer Marcus Leitschuh gedreht. Neben der musikalischen Erfahrung von Carola Dettmar und ihrer klaren inhaltlichen Idee, kam durch seine Erfahrung mit der Theater-AG die Ebene der Bildsprache hinzu. Langsame Schwarz-weiss-Bilder wechseln am Ende zu farbiger Ausgelassenheit und Solidarität. Sogar die auf dem Schulhof notwendigen FFP2-Masken wurden in schwarzer und bunter Farbe genutzt. Ein Film mit viel Liebe zum Detail – auch eine Erfahrung für die beteiligten Schülerinnen und Schüler. Nach drei Tagen Schnittarbeit war der schon heiß ersehnte Film fertig.
Carola Dettmar: „Nun können wir als Schulgemeinde ganz klar sagen: Wir sagen NEIN zum Krieg!“ Flankiert wird der Film von mehreren Hilfssammlungen in der Schule. So wurden bereits Erste-Hilfe-Taschen gesammelt und die Klassen packen aktuell Pakete für Flüchtlinge aus der Ukraine und Menschen in den Kriegsgebieten.
Lied aus 2017 setzt Zeichen für buntes Miteinander
„Bukahara“ ist eine vierköpfige deutsche Pop-Band, deren Musik Elemente aus Folk, Swing, nordafrikanischen Einflüssen und Singer-Songwriter vereint. Max von Einem ist in Münster in Westfalen aufgewachsen, Soufian Zoghlami hat zur Hälfte tunesische Wurzeln und Daniel Avi Schneider ist jüdisch-schweizerischer Herkunft. Ahmed Eid ist in Syrien geboren und in Palästina aufgewachsen und kam mit 18 Jahren von Ramallah nach Lübeck, um Kontrabass zu studieren. Selbst beschreibt die Band ihren Stil als Gysy, Reggae, Folk und „Arabic–Balkan Sound“.Mit der Single „No!“ setzen sie 2017 ein Zeichen, „dass sie nicht nur musikalisch, sondern auch politisch und gesellschaftlich für ein buntes Miteinander und ein Kreuz-und-Quer von Kulturen und Ausdrucksformen einstehen“, so das Goethe-Institut Frankreich in einer Beschreibung der Band.
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