Wahrscheinlich seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts gibt es ein Bildungswesen in Immenhausen. Aufzeichnungen aus dem 15. Jahrhundert belegen die Existenz einer sogenannten „Parochialschule“, also einer Schule der kirchlichen Stadtgemeinde und ihres Umlandes. 1631 brannte das gesamte Schulgebäude samt Inventar im Feuer der Altringer und Fuggerschen Truppen nieder, was einen kompletten Neuaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg zur Folge hatte. 1805 erhielt die Schule die Bezeichnung „Volksschule“. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stiegen die Schülerzahlen mit 400 Schülern deutlich an. Nach dem 2. Weltkrieg sorgten zahlreiche Flüchtlinge für ein Anwachsen der Schülerzahl auf fast 600. Hinderlich war das Problem, die Schüler ausreichend mit Arbeitsmaterial wie Stiften, Heften und Büchern zu versorgen. Außerdem konnten viele Kinder aufgrund schlechten Schuhwerks bei nasser Witterung die Schule nicht besuchen. Zu allem Überfluss fiel der Unterricht wegen Koksmangels im Winter oft aus. Erst am 15. Juni 1947 konnte durch die neu eingeführte Schulspeisung eine Verbesserung der Versorgung erreicht werden. Die Immenhäuser Schulspeisung galt dabei als die beste im gesamten Kreis.
Neuanfang durch Neubau
1955/56 dann zog die Stadt bauliche Verbesserungen in Erwägung. Nach langen Verhandlungen und Diskussionen beschloss die Stadtverordnetenversammlung, den Neubau am Kampteich zu errichten. 1965 wurde der Schulzweckverband zwischen den Gemeinden Immenhausen, Holzhausen und Mariendorf gegründet und so die Errichtung einer Mittelpunktschule ermöglicht. Die Arbeit des Schulverbandes fand ihre Krönung in der Fertigstellung des in zwei Abschnitten in konventioneller Bauweise vollzogenen Baues einer Mittelpunktschule Immenhausen, der schließlich mit der Genehmigung des Regierungspräsidenten in Kassel am 24. Juli 1967 die Bezeichnung „FREIHERR-VOM-STEIN-SCHULE, GRUND-, HAUPT- UND REALSCHULE IN IMMENHAUSEN“ gegeben wurde. Am 7. Oktober 1967 wurde der erste Bauabschnitt nach nur 14-monatiger Bauzeit seiner Bestimmung übergeben. 1968 folgte der zweite Bauabschnitt mit dem Fachklassentrakt der naturwissenschaftlichen und der Werkräume. Einschließlich Turnhalle und Kleinsportfeld betrugen die Gesamtkosten rund 4,4 Millionen DM. 1.9.1967 – ein „historischer Tag“ So titelte die örtliche Presse anlässlich der Eröffnung.
Von der Mittelpunkt- zur Gesamtschule
Mit der Einrichtung der „Förderstufe“ ging man in den 70er Jahren auf die pädagogische Entwicklung ein. 1970 ging zudem die Schulträgerschaft auf den Kreis überging. Nach intensiver Vorarbeit in Gesamtkonferenzen, Elternbeiratssitzungen und Kreistagssitzungen stimmte schließlich der Kultusminister im März 1972 der „Errichtung einer Gesamtschule im Aufbau“ in Immenhausen zu. Doch die wirtschaftliche Rezession jener Zeit führte zum vorläufigen Stopp aller Planungen. Daraufhin wandte sich der Elternbeiratsvorsitzender Otto Rüdiger am 8.10.1973 in Schreiben an Kultusminister und Ministerpräsident. Nach erneuten langwierigen Sitzungen über die Zukunft des Raumes Grebenstein/Immenhausen, stimmte man schließlich durch Erlass vom 26.2.1974 der Errichtung einer Gesamtschule in Immenhausen zu.
Der aus den geburtenstarken Jahrgängen resultierende „Schülerberg“ brachte erhebliche Konsequenzen mit sich: „Wanderklassen“ entstanden, also Klassen ohne eigenen Klassenraum. Deshalb war man froh, dass der Erweiterungsbau zum Schuljahresbeginn 1977 in Betrieb genommen werden konnte. Die weiträumige „Schustertyp“-Bauweise der früheren Mittelpunktschule – also der Bau Stein auf Stein – wurde durch den Betonfertigbau und Raster-Stahlbeton-Skelett-Bauweise ergänzt. Ästhetische Gesichtspunkte wurden angesichts der räumlichen Engpässe zurückgestellt zugunsten der Existenzsicherung der Schule.
80er Jahre: Bis zu 1012 Schülerinnen und Schüler
1982 erreicht die Gesamtschule mit 1012 Schülerinnen und Schülern ihre höchste Schülerzahl. Direktor Werner Wiegand wurde 1984 nach 21 Jahren in den Ruhestand verabschiedet. Im folgt Bernhard Kühnemund. Ihm liegt moderne Technik am Herzen. Die Schule erhält ihre erste Computerausstattung: 7 Alphatronic-64-Geräte.
1988 findet der erste Schüleraustausch mit England statt. Auch werden erste Kontakte mit den beiden Schulen der französischen Stadt Montaigu geknüpft. Das „Interkulturellen Medienprojekt“ zwischen den Universitäten Kassel und Harare/Simbabwe, der Freiherr-vom-Stein-Schule und der Seke III High School in Chitungwiza/Simbabwe beginnt Anfang der 90er Jahre in Anwesenheit des Hessischen Kultusministers und des Botschafters der Republik Simbabwe. 1995 beginnt die „Pädagogische Mittagsbetreuung“. Die Gesamtschule wird zur „Offenen Ganztagsschule“. 1999 beginnt der Bau einer Aula, auf die schon seit 10 Jahren gewartet wurde. Sie entsteht durch zwei Multifunktionsräume über den Werkräumen. Der Förderverein investiert in den kommenden Jahren rund 20.000 Euro in die Bühnentechnik. „Lernzirkel“ sind der neue Trend. Ein leerer Klassenraum wird zur „Lernwerkstatt“ umgebaut und steht für das neu geschaffene Fach „Lernen lernen“ zur Verfügung.
Den Gymnasialzweig gibt es seit 2005 grundständig ab der Klasse 5. Seither kann man sich für die Förderstufe (seit 2013 Aufbaustufe) oder den Gymnasialzweig anmelden. Gute Nachrichten kommen aus Wiesbaden: Der Bewilligungsbescheid über eine fast eine Millionen Euro teure Schulerweiterung wird übergeben. Abschied nehmen heißt es von Schulleiter Bernhard Kühnemund. Schulleiter aus Grebenstein, Vellmar und Reinhardshagen nehmen jeweils für mehrere Monate zusätzlich die Leitung war. „Immenhausen ist Theaterhochburg“ titelt die HNA. 2007 ist das erfolgreichste Theaterjahr. Insgesamt zeigen drei Gruppen drei Stücke, vom Musical bis zur selbst geschriebenen Szenenfolge. Die „Herbert-Quandt-Stiftung“ lässt die Schultheaterarbeit zu ihrem Wettbewerb „Schulen im Trialog – Europäische Identität und kultureller Pluralismus“ zu.
Brigitte Kastell wird 2008 neue Schulleiterin und Anika Krug kommt als Schulsozialarbeiterin an die Schule. 2010 ergänzt Constanze Holzigel das Team der Mitarbeiterinnen. Der bisherige stellvertretende Schulleiter Herbert Rössel wird 2009 zum Bürgermeister von Immenhausen gewählt. Im September ist es geschafft. Die grundsanierte und erweiterte Schule ist fertig. Erstmals gibt es seit 2011 eigens ausgebildete Schulsanitäter. Neuer stellvertretender Schulleiter wird Fredy Zech. Die Jungen der Schulmannschaft sind 2011 Hessens beste Geräteturner im Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“. Dort werden sie auch Bundessieger und nehmen 2012 auch am „Feuerwerk der Turnkunst“ teil.
Diskussionen gibt es 2012 über die Rückkehr zu G9. Ein klares Signal gibt die Schulleitung. Sie steht Elternwünschen nach einer Rückkehr zu einem ungekürzten Gymnasialschulzweig prinzipiell offen gegenüber.
Mittelstufenschulzweig und Berufsorientierung
Die Schule beschließt die Einrichtung eines Mittelstufenschulzweiges, der den Gymnasialzweig ergänzt. Ein Tag in der Woche sind die Schülerinnen und Schüler seitdem in den Fachräumen der Berufsschule in Hofgeismar. Die erste Klasse wird in der Aufbaustufe eingeschult. Volkswagen beginnt 2013 ein Modellprojekt mit unserer Schule. Das Ziel: Mehr Schüler aus der Region sollen für technische Berufe begeistern werden.
Mit Dieter Lehmann und Michael Pohlmann scheiden zwei langjährige Schulleitungsmitglieder aus dem Schuldienst aus. Ungewöhnliche Post bekommt die Klasse R10b 2014. In einem handschriftlichen Brief reagiert Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen auf Schülerfragen. Zurück zu G9: Der Landesleiter der anonymisierten Befragung teilt mit, dass die Eltern im Jahrgang 7 des Gymnasialzweigs unserer Schule einstimmig für die Rückkehr zur Organisationsform G9 gestimmt haben. Damit kann der laufende Jahrgang 7 ab dem Schuljahr 2014/15 in der sechsjährigen Organisationsform durchgeführt werden.
Mit einer Trauerfeier nimmt die Schulgemeinde 2015 Abschied von Udo Schradin. Der Kollege war in den Sommerferien überraschend verstorben.
Die Zunahme der Zahl von Flüchtlingen wirkt sich auch auf unserer Schule aus. Es werden DaZ-Kurse (Deutsch als Zweitsprache) angeboten und Intensivklassen eingerichtet. Förderverein und Schulleitung setzen sich für den Erhalt und den Ausbau des Glasmuseums in Immenhausen ein. Es beginnen die Planungen für das Schuljubiläum. Ein erstes Zeichen ist im Frühjahr 2017 das Pflanzen von 50 Eichen. Die Freiherr-vom-Stein-Schule ist damit die wohl einzige Schule mit einem eigenen „Schulwald“.
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