Das Land Hessen hat in den letzten Jahren eine umfangreiche Evaluationsstrategie für die ganztägig arbeitenden Schulen entwickelt. Zu dieser Evaluationsstrategie gehört auch die Durchführung der Hessischen GanztagsschulStudie (HeGS). 2011 hat sich die Freiherr-vom-Stein-Schule bereit erklärt, an der vertiefenden Befragung zum Auf- und Ausbau der hessischen Ganztagsschulen (HeGS) 2011 – 2013 teilzunehmen. Diese vertiefende Befragung zielt darauf ab, die Vielfalt der ganztägig arbeitenden Schulen in Hessen aus Sicht aller Akteure abzubilden und systematische Erkenntnisse für die weitere Entwicklung und Unterstützung dieser Schulform zu erhalten. Um die Entwicklung der ganztägig arbeitenden Schulen in Hessen über einen längeren Zeitraum hin abbilden zu können, haben wir uns an mehreren Erhebungswellen teilgenommen. Alle Lehrerinnen und Lehrer, die Schulleiterin, der Koordinator, Eltern und Schülerinnen und Schüler ausgewählter Klassen wurden schriftlich befragt bzw. in Interviews erfasst. Durchgeführt wurden die ersten beiden Erhebungswellen von Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften, Institut für Erziehungswissenschaften der Justus-Liebig-Universität Giessen. HeGS orientiert sich in seiner Grundkonzeption an der bundesweiten Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen (StEG) und ermöglicht ein landesspezifisches Abbild aller Facetten der hessischen Ganztagsschullandschaft. Der Hessische Qualitätsrahmen für die Profile ganztägig arbeitender Schulen sowie der Hessische Referenzrahmen Schulqualität bilden weitere Grundlagen der Studie mit dem Ziel die Anschlussfähigkeit der HeGS-Ergebnisse an die entsprechenden hessischen Zielvorgaben zu gewährleisten. Weitere Informationen zur Studie gibt es auf der Homepage http://www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb03/institute/ifezw/prof/empi/Projekte/Projekte/HeGS
HeGS möchte ein realistisches Bild der hessischen Ganztagsschullandschaft präsentieren, in welchem sowohl Potenziale, als auch noch zu förderende Arbeitsbereiche verdeutlicht werden. Ziel ist es durch die Bereitstellung einer systematischen Datengrundlage eine fortwährende Entwicklung und Unterstützung zu potenzieren. Somit gewinnt die Studie nicht nur für das Hessische Kultusministerium an Relevanz, sondern gleichermaßen für die Ganztagsschulforschung und die wissenschaftliche Grundlagenforschung. HeGS ist eine quantitative Studie, deren zentrale Merkmale das längsschnittliche sowie das mehrperspektivische Design sind. Da im Zuge aller drei Erhebungswellen ( 2011, 2012, 2013 ) stets die gleichen Personen befragt werden (Intensivstudie), sind das Ergebnis sogenannte Paneldaten, mit deren Hilfe sich Entwicklungen abzeichnen lassen.
1. Erhebungswelle (2011)
Befragung der Eltern
Angaben über Eltern
Unterschiede gibt es bei der Berufstätigkeit der Eltern. 53% der Mütter sind an der Freiherr-vom-Stein-Schule Immenhausen in Vollzeit berufstätig (Hessische Ganztagsschulen 33), bei Teilzeitberufstätigkeit sind es 39% zu 43%. Arbeitssuchend sind hier 3% im Landesschnitt 5%. Bei den Vätern hingegen liegt die Vollzeiterwerbstätigkeit mit 73 % unter dem Landesschnitt von 86%. Teilzeit arbeiten in Immenhausen 17% der Väter (Land: 7%), arbeitssuchend sind 5% zu 3%. Dazu passt, dass in Immenhausen 14% der Eltern den Betreuungsbedarf als Grund zur Teilnahme an den Ganztagsangeboten angeben, hessenweit sind dies nur 11%.
Information zum Wissenstand
89 % der Eltern an der Freiherr-vom-Stein-Schule Immenhausen wissen, dass man sie auch nachmittags besuchen kann, 3% verneinen dies, 8% wissen es nicht. Die gleichen Prozentzahlen gelten für die Frage, ob die Schule darüber informiert. 95% der Eltern wissen, dass AGs angeboten werden. Im Landesschnitt wissen nur 79 %, dass es ein Nachmittagsangebot gibt. Nur 90% geben insgesamt in Hessen an, dass es verschiedene AGs gibt. Man kann also sagen, dass sich die Eltern unserer Schule besser als im Landesdurchschnitt informiert fühlen und dies auch sind.
Partizipationsmöglichkeiten
Bei den Partizipationsmöglichkeiten der Eltern gibt es keine großen signifikanten Unterschiede zwischen Immenhausen und dem Landesschnitt. Auf einer Liste von 1-4 gibt es für die funktionierende Kooperation zwischen Eltern und Schule 3,04 Punkte in Immenhausen und 3,11 im Landesschnitt. 52 % der Eltern sagen, dass sie in Immenhausen in Konferenzen am Ganztagsschulkonzept mitwirken konnten (Land: 35%) und geben zu 85% an, dass es Elterninformationsveranstaltungen dazu gegeben habe (Land: 72%). Konkret an der Erstellung gaben sowohl im Land wie in Immenhausen 4 bis 3% an, mitgewirkt zu haben. 3,3 von 4 Punkten gab es in Immenhausen dafür, regelmäßig über Ganztagsangebote informiert zu werden. Im Landesschnitt waren dies nur 2,96 von 4. Auch bei Informationen über „Änderungen an der Schule“ lag Immenhausen vor dem Landesdurchschnitt, was auf die gute Öffentlichkeitsarbeit durch regelmäßige „Elternbriefe“ und aktuelle Ganztagsinformationen auf der Homepage zurück zu führen ist.
Teilnahme
69 % der Eltern geben an, dass ihr Kind in Immenhausen an einem Ganztagsangebot teilnimmt. Damit liegt Immenhausen deutlich über dem Landesschnitt von 58%. 25% geben hier an, dass die Kinder nicht teilnehmen (35% Land). 6 % geben an, dass sie nicht teilnehmen, dies aber möchten. Im Landesschnitt sind es 7%. 78 % der Mädchen nehmen an Ganztagsangeboten teil, aber nur 63 der Jungen. 62% der Kinder nehmen an einem Tag teil (Land: 46%), zwei Tage 27 zu 24% drei Tage nur 3% (Land: 18), auch bei drei und fünf Tagen liegt die Zahl unter dem aber ebenso niedrigen Landeswert (3/5; 5/8). Der im landesvergleich also überproportionale Wert liegt bei der Teilnahme an 1 bzw. 2 Tagen. Interessant ist die Differenzierung der Teilnahme nach Klassenstufen. Im Jahrgang 5 nehmen 94% an Ganztagsangeboten teil, im Jahrgang 6 sind es 95%. Die Zahlen nehmen deutlich im Jahrgang 7 (42%), 8 (60%) und 9 (56%) ab. Im Jahrgang 7 geben immerhin 16% an, dass sie gerne teilnehmen würden. Das lässt u.a. darauf schließen, dass durch andere Aktivitäten (Konfirmandenunterricht) und schulische Verpflichtungen dazu keine Zeit bleibt oder genommen wird.
Bei den Gründen für die Teilnahme an Ganztagsangeboten rangiert der „Spaß“ mit 92% der Schüler in Immenhausen vor 72 % im Landesschnitt. Auch bei dem Grund „Wunsch des Schülers“ liegt Immenhausen mit 92% vor 72%. Auch das Zusammensein mit Freunden (86% / 62%) wiegt schwer, wie auch die „zusätzlichen Lernmöglichkeiten“, die sowohl in Immenhausen als auch im Landesschnitt mit 58 angeführt werden. Auffällig ist, dass hessenweit die „Verbesserung der Noten“ bei 30% liegt, in Immenhausen motiviert dies nur 16%. Diese Aussagen decken sich auch mit der Befragung des pädagogisch tätigen Personals. Hier rangiert das „soziale Lernen“ bei 3,7 von 4 Punkten. Förderung der Selbständigkeit (3,52). Hoch angesehen wird auch die Lernmotivation (3,34). Differenzierte Nachfragen bei Nichtteilnahme zeigen auf, dass für 88% in Immenhausen der Grund ist, dass die Kinder Freunde außerhalb der Schule treffen. Der Landesschnitt liegt bei 80%. 63% geben an, nachmittags lieber alleine zu sein (Land: 79%) oder durch die Eltern betreut werden (38 zu 39%). Keine Lust auf die Angebote haben in Immenhausen 82% der Nichtteilnehmer. Landesweit sind es 80%.
Bei den Formen der besuchten Ganztagsangebote gibt es große Unterschiede zwischen Immenhausen und dem Landesschnitt. 88% nehmen in Immenhausen an AG-Angeboten teil, hessenweit sind dies nur 64%. Dafür schlagen „fachbezogene Lernangebote“ mit 17% in Immenhausen, aber 27% in Hessen zu Buche. Dies wird verständlich, wenn man sich den oben beschriebenen höheren reinen Betreuungsbedarf vergegenwärtigt und gleichzeitig, dass in Immenhausen der „Spaß“ höher gewichtet wird, als die Verbesserung der Noten. Besonders eklatant ist dies bei den Förderangeboten, die hessenweit von 22% angenommen werden, in Immenhausen von 3%. Gleichzeitig muss man hier auch die Exaktheit der Umfrage hinterfragen und auch die Möglichkeit der Eltern, sich richtig einzuordnen. So passt die hohe Zahl der Anmeldung an „Offener Nachhilfe“ und „Hausaufgabenhilfe“ nicht zu nur 3%. Bei den Inhalten der besuchten Angebote liegt Immenhausen im Landesschnitt. Nur Musik (bei uns 18%, hessenweit 26%) gibt es signifikante Abweichungen und bei der Teilnahme an Angeboten mit mathematischem Schwerpunkt (Immenhausen: 7%, Hessen: 14%).
Beurteilung
Wichtig ist natürlich, wie die Eltern unsere Angebote nicht nur anwählen, sondern sie auch beurteilen. Spitzenreiter ist mit ca. 3,6 von 4 Punkten in Immenhausen die Bewertung „Angebote machen Spaß“ (Landesschnitt 3,2). Ebenfalls üb er 3,0 liegen die Bewertungen „praktischer Nutzen“, „gute Stimmung“, „Schüler/in fühlt sich wohl“, „aktive Mitarbeit“, „gutes Gemeinschaftsgefühl“, „häufige Zusammenarbeit mit anderen Teilnehmern“, „gern mit anderen Teilnehmern zusammen“, „von den anderen voll akzeptiert“ und „Möglichkeit, Zeit mit Freunden zu verbringen“. In allen diesen Bereichen liegt Immenhausen vor dem Landesschnitt. Hinter dem Landesschnitt und unter der Bewertung 2 von 4 liegt die Beurteilung „Hausaufgabenbetreuung ist sinnvoll“ (1,8), „Wissen und Gelerntes aus den Angeboten verbessern / helfen die Noten im Unterricht“ (1,8). Es ist auffällig, dass auch hier wieder der Spaß deutlich vor dem Wissenszuwachs und Bezügen zum Unterricht liegt. Erfreulich ist, dass die Bewertung der Schüler-Betreuer-Beziehung in allen Bereichen über 3,1 liegt und immer über dem Landesschnitt. Die faire Behandlung wird ebenso positiv bewertet wie auch angestrebtes Wohlfühlen und zusätzliche Unterstützung im Bedarfsfall durch den Betreuer.
Informationsstand der Eltern
Eltern sind insgesamt gut über die ganztägigen Angebote informiert. 98 % wissen, dass es ein Mittagessen und im gleichen Wert Hausaufgabenhilfe gibt. 100% kennen die AG-Angebote und Fördergruppen. Überproportional hoch ist die Aussage „weiß nicht“ (57%) bei Hochbegabtenförderung und mit 35%, ob es auch Freizeitangebote bei den Nachmittagsangeboten gibt. Diese Ambivalenz ist aber auch auf die Definitionsunschärfe zurück zu führen. 97 % der Eltern wissen auch, dass die Teilnahme verpflichtend ist.
Auswertung beim weiteren pädagogischen Personal
Hoch ist der Wissenstand um das Schulprogramm (80%). Immerhin 24% gaben an, dass sie am Ganztagsschulkonzept beteiligt waren (mehr als die Eltern), 88% sagen, dass das Konzept in Konferenzen vorgestellt und diskutiert wurde. 65% wissen um Informationsveranstaltungen für das Personal. Bei den Bestandteilen des Ganztagsbetriebes bzw. Ganztagskonzeptes wissen bis zu 67 % die Inhalte zuzuordnen, wohingegen z.T. 70 % über die Wege der Evaluation nicht informiert sind. 80% wissen z.B. nicht, ob Ergebnisse der Evaluation in der Schule vorgestellt werden. 66% wissen jedoch auch nicht, ob zur Evaluation Fragebögen genutzt werden. Diese Frage verwundert, weil ja diese Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen solchen Fragebogen ausfüllen. Es liegt also auch hier offenbar eine begriffliche Überforderung vor. Auf einer Skala von 1 bis 4 (sehr gut) bewerten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Räumliche Ausstattung mit 3,01, die personelle Ausstattung mit 2,94 und die materielle Ausstattung mit 2,87. Bei der Frage nach dem Spaß an der Durchführung gibt es 3,68 von 4 Punkten. 3,42 auf die Selbständigkeit bei der Ausgestaltung der Angebote, 3,38 beim Eingehen auf Wünsche der Schülerinnen und Schüler. Auf die Frage, ob man sich als Teil der Schulgemeinde fühle, gibt es 3,19 Punkte. Gar nicht bis selten wird der Austausch mit den Eltern gesucht. Nur 13 % geben an, häufig den Austausch zu suchen, 38% nie.
Auswertung bei den Lehrkräften
Viele Bewertungen sind identisch mit dem weiteren pädagogischen Personal. Auffallend ist hingegen, dass nur 2,91 auf einer Skala von 1-4 voll zustimmen, dass Lehrkräfte und weiteres pädagogisches Personal ungefähr gleiche Auffassungen von dem, was Inhalt und Arbeitsform der Schule sein sollte. Im Landesdurchschnitt gibt es hier einen Wert von 3,91. 87% geben an, an einer schulischen Arbeitsgruppe teilzunehmen (Land: 75%). An regelmäßigen Teamsitzungen innerhalb der Jahrgangsstufe nehmen 87% teil (Land: 75%). Die Ergebnisse bieten für die Schule seit den ersten Auswertungen 2012 gute Möglichkeiten, auf wissenschaftlicher Grundlage und unter Beteiligung von Lehrkräften, Schulleitung, Eltern, weiterem pädagogischen Personal und Schülerinnen und Schülern die Arbeit als Ganztagsschule zu evaluieren und in die Planungen einzubeziehen.
Die gesamten Umfrageergebnisse der 1. Erhebungsstufe (2011) findet man hier als PDF zum Download:
017_Freiherr_vom_Stein Schule_Eltern
017_Weiteres päd. tätiges Personal
Freiherr-vom-Stein-Schule_sek_endgültig
2. Erhebungswelle (2012)
Deutliche Veränderungen gibt es laut der stichprobenartigen Umfrage in ausgewählten Klassen bei der häufigkeit der Tage mit besuchen Ganztagsangeboten. Besuchten 2011 noch 4% der befragten Schülerinnen und Schüler an vier Tagen ein Nachmittagsangebot, so waren dies 2012 0%. „Dieses Ergebnis zeigt gleichzeitig die Grenzen einer solchen Umfragen, weil der reale Prozentsatz bei den restlichen Klassen deutlich höher ist“, so Ganztagskoordinator Marcus Leitschuh. Gleichzeitig bestätigte er aber den Trend, dass einzelne Schülerinnen und Schüler zunehmend Schwerpunkttage haben, aber weniger jeden Tag in der Schule bleiben. Da viele Klassen auch nachmittags Unterricht haben, fällt in der Regel ein Tag pro Woche schon dadurch weg. Von 62 auf 76% ist dazu passend die Zahl der Schülerinnen und Schüler gestiegen, die an einem Tag an einem Nachmittagsangebot teilnehmen. Insgesamt ist die Zahl der besuchten Nachmittagsangebote von 69 auf 60% gesunken. Diese Quote liegt aber immer noch 2% über dem Landesschnitt an Gesamtschulen. Der Besuch von Nachmittagsangeboten mit Förderschwerpunkten ist von 3 auf 35% gestiegen (Land: 20%). Hingegen hat der Besuch der klassischen Hausaufgabenhilfe von 24 auf 15% abgenommen (Landesschnitt 22%). Angebote mit Fachbezug steigerten sich von 17 auf 29% und liegen knapp unter Landesdurchschnitt mit 30%.
Insgesamt ist zu beobachten, dass die Relevanz der Nachmittagsangebote für eine Sicherung und Verbesserung der schulischen Leistungen mehr in den Blick gerät. 33% gaben 2012 an, dass sie durch die Teilnahme der Kinder am Nachmittagsangebot auch eine Verbesserung der Noten erhoffen. 16% waren es noch in 2011, der Landesdurchschnitt beträgt 30%. 44% der Kinder wollen am Nachmittag das lernen, was sie im Unterricht nicht gelernt haben. Der Landesschnitt liegt bei dieser Erwartung sonst nur bei 36%.
Die Ergebnisse der 2. Erhebungswelle (2012) finden Sie hier als Download: Auswertung_Sek_2_017a[1]